KÜNSTLERVEREIN WALKMÜHLE

Ausstellung »ANGST – Krisenindikator oder Überlebenstrieb?«
Exhibition »ANGST - crisis indicator or survival instinct?«

–> Ausstellungs-Webseite / Exhibition website





Künstlerinformation / Artist information (translation below)


Almut Linde

www.almutlinde.com


»Dirty Minimal #57.3 Mountains«, 2009

Light-jet Prints, jeweils 80 x 80 cm.
Courtesy PSM-Gallery, Berlin.






Die hoch aufragenden Berge in Almut Lindes Arbeit bestehen nicht aus Schnee und Eis, sondern aus großen Bergen gepresster Plastikfolie, wie sie sie auf den Wertstoffhöfen des Entsorgungsunternehmens Veolia dokumentieren konnte. Die Ballen aus Folie türmen sich wie Felsformationen vor dem Auge auf. Selten sieht man dieses Material so verdichtet, schwer und gewaltig. Die weiße Oberfläche schimmert beinahe wie Eisflächen, und das Material wirkt beinahe verführerisch. Und doch haben wir es bei Almut Lindes Bergen mit hochproblematischen Zivilisatuionsmüll zu tun.

Almut Linde geht immer wieder Kollaborationen ein, intergiert Menschen in ihre künstlerische Arbeit, die aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft kommen und in ihrem Alltag normalerweise keine Berührung mit Kunst und künstlerischer Arbeit haben. Das trifft auch auf ihre »Anger Pieces« zu. Frauen, die in Frauenhäusern Zuflucht gefunden haben, haben an den 10kg schweren Tonblöcken ihre Wut ausgelassen. Sie alle haben Gewalt durch ihre Männer, Väter oder Brüder erlebt. Der Ton wurde verletzt, durchbohrt, verdreht, verformt, geschnitten und gehauen. Die auf diese Weise entstandenen Skulpturen spiegeln die hohe Emotionalität ihres Entstehens, sie spiegeln die Gewalt, die ihre Schöpferinnen erfahren haben, sie werden zu Körpern, an denen sichtbar wird, was Gewalt und Verletzung mit unversehrten Oberflächen macht. Sobald diese Frauen mit ihren Tonblöcken »fertig« sind, werden die Resultate gebrannt und anschließend mit glänzenden Glasuren überdeckt.



The towering mountains in Almut Linde's work do not consist of snow and ice but of large mountains of pressed plastic film, as she was able to document them at the recycling centres of the waste disposal company Veolia. The bales of foil pile up like rock formations in front of the eye. Rarely do you see this material so dense, heavy and massive. The white surface almost shimmers like sheets of ice, and the material seems almost seductive. And yet, in Almut Linde's mountains we are dealing with highly problematic civilisatuion waste.

Almut Linde always enters into collaborations, integrates people into her artistic work who come from different parts of society and normally have no contact with art and artistic work in their everyday lives. This also applies to her "Anger Pieces". Women who have found refuge in women's shelters have vented their anger on the 10kg clay blocks. They have all experienced violence at the hands of their husbands, fathers or brothers. The clay was injured, pierced, twisted, deformed, cut and hewn. The sculptures created in this way reflect the highly emotional nature of their creation, they reflect the violence experienced by their creators, they become bodies on which it becomes visible what violence and injury do to intact surfaces. Once these women are "done" with their clay blocks, the results are fired and then covered with glossy glazes.







»Auswahl aus der 11-teiligen Serie »Dirty Minimal #117.1 – Anger Pieces«, 2021/22

11 Keramiken unterschiedlicher Größe, ca.: 23,2 x 25,5 x 27 cm oder 11,4 x 44,2 x 23 cm, glasiert.
Entstanden in einem Frauenhaus in Norddeutschland.
Fotos: Almut Linde. Courtesy PSM-Gallery, Berlin.





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