Die Walkmühle am Bornhofenweg ist fast 270 Jahre alt und wurde von Pfarrer Hellmund als Waisenhaus mit Werkstätten gebaut. Seiler, Schlosser und Waffenschmiede nutzten das 1737 fertig gestellte Hauptgebäude, ihre Mieten flossen in die Waisenhauskassen. 30 Jahre später wurde die Mühle erneuert und drei Jahre später versteigert, weil sich die Gewerbe nicht mehr rentierten. Die Walkmühle wurde Gaststätte, später baute eine Besitzerin sie zum Tanzsaal aus, behielt aber das Hanfreiben und Lederwalken weiter.
Mitte des 19. Jahrhunderts ließ ein Konsortium eine Bierbrauerei errichten; 1860 stieg die Brauerei Esch ein. Nach dem 1. Weltkrieg wurden in der Walkmühle Stoffe gefärbt und Textilien gereinigt.
Die Stadt Wiesbaden kaufte das Areal 1966 für rund 1,7 Millionen Mark. 1990 wollte sie das Anwesen wegen der hohen Instandhaltungs- und Sanierungskosten verkaufen. Es gab auch etliche Interessenten an der Walkmühle, für die ein Ensembleschutz besteht. Doch die schreckten vor der Aufgabe zurück. Nicht nur aufgrund komplizierter rechtlicher Konstellationen (kein Bebauungsplan, Ensembleschutz, ungeklärte Erschließung ...), sondern wegen der Gefahr, dass Grund und Boden durch die frühere Nutzung verseucht sein könnten. Vor einigen Jahren gab es nach einer Untersuchung Entwarnung.
Indes hatten sich längst mehrere Künstler und Gewerbetreibende in der Walkmühle auf eigene Kosten etabliert. Die Vorreiter zogen in das heruntergekommene Industriedenkmal vor mehr als 20 Jahren ein und begannen, Räume in Ateliers und Wohnungen umzuwandeln. Sie gründeten den »Verein Walkmühle« und retteten die alten Gebäude vor der Abrissbirne.
2003 zogen weitere, in einem »Verein Kunst +Raum Wiesbaden« zusammengeschlossene Künstler in die Walkmühle ein, richteten weitere Ateliers her und begannen, die Industriebrache mit kulturellen Veranstaltungen zu beleben und für die Wiesbadener Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2005 haben sich die beiden Vereine unter dem Namen »Künstlerverein Walkmühle« zusammengeschlossen.