Pressebericht zur Baufortschritt in der Walkmühle
Wiesbadener Kurier vom 24.08.2017. Von Birgit Emnet.

»Es geht voran in der Walkmühle«: Baufortschritte an denkmalgeschützter Walkmühle in Wiesbaden

WIESBADEN - Im alten „Vinotto“-Gewölbe rattert der Bagger. Im hinteren Bereich des Lokals sei man soweit fertig, sagt Hermann Kremer, Geschäftsführer des Eigentümers Wiesbadener Immobilienmanagement (WIM) beim Rundgang über die Baustelle Walkmühle. Er rechnet mit einer teilweisen Übergabe an den Weinhändler, mit dem man derzeit noch über den Mietvertrag verhandele, bereits zum Jahresende. 50 bis 70 Zentimeter tiefergelegt werden die Räume, in denen eine Küche, neue Toilettenanlage und ein Zugang nach hinten entstehen wird. 2018 soll das gesamte Malzhaus mit Ateliers, Ausstellungsräumen und eben der „Vinotto“-Gastronomie fertiggestellt sein.
Der neue Dachstuhl sitzt schon. Auf die Zellulosedämmung und neue Balken verweist Architekt Carsten von Schuckmann, und Kristian Kaffenberger vom gleichnamigen Architekturbüro, spezialisiert auf Denkmalpflege, Sanierung und Bauforschung, sagt, dass organische Materialien und Reinkalkputz für „gesunde Gebäude“ sorgten, in denen die Nutzer eine Wohlfühlatmosphäre vorfänden.

Neue Dachstühle und Fenster in historischer Farbgebung

Es hat sich viel getan binnen der anderthalb Jahre seit dem tatsächlichen Sanierungsbeginn am Walkmühlen-Ensemble. WIM-Geschäftsführer Kremer und Thomas Keller, Bereichsleiter Bau und Sanierung, erinnern an die Verzögerungen im Vorfeld der Maßnahme – schließlich wurde der Bauantrag bereits 2014 gestellt, die Baugenehmigung lag im Juni 2015 vor. Aufgrund nicht geklärter Bebauungsfragen für die Neubauten, mit denen das zehn bis zwölf Millionen Euro teure Projekt gegenfinanziert werden soll, sperrte der WIM-Aufsichtsrat den Baubeginn. Erst, nachdem die Gesamtfinanzierung und die Zuschussmodalitäten geregelt waren, ging‘s dann los. Bisher seien 3,5 Millionen Euro verbaut, so Kremer.
Im Mühlengebäude von anno 1785 sind die Arbeiten an Dach, Fenstern und Innenausbau schon weit vorangeschritten. Die alte Holztreppe fehlt, wird aber aufgearbeitet und wieder eingesetzt, sagt Architekt von Schuckmann. Der Hausschwamm ist beseitigt, die Wände sind verputzt, die Fenster werden nach historischem Befund wieder rotbraun. Noch in diesem Jahr können hier Büros bezogen werden.
Das ehemalige Heulager des alten Pferdestalls hat einen teilerneuerten Dachstuhl und bietet 190 Quadratmeter Fläche für Ateliers. Kremer berichtet, dass die Gesamtmietfläche der Walkmühle 3590 Quadratmeter beträgt, von denen 2090 an das Kulturamt für die Künstler gehen, die restlichen 1_500 (etwa zehn Einheiten) werden gewerblich vermietet für einen Preis von acht bis zehn Euro pro Quadratmeter. Zwischen Ende 2017 und Ende 2019 sollen die Mietflächen bezugsfertig sein.

Walkmühle soll nicht "in neuem Glanz" erstehen

Im Malzhaus ist der frühere Unterzug wieder hergestellt. Die pinkfarbene Holztreppe wird aber leider nicht zu erhalten sein. Atelier und Ausstellungsflächen sind hier vorgesehen, im oberen Bereich zwei mal 200 Quadratmeter zur freien Vermietung. Nagelneu ist die riesige Dachterrasse des Getreidelagers. Hier wurde alles abgerissen und Stahlträger teils frisch eingezogen. Der Blick fällt auf die halb zugeschütteten Gräben. Hier sind 250 Kubikmeter Wassertanks verbuddelt, Regenrückhalte- und Löschwasserbehälter.
Der Südflügel hat einen neuen Dachgiebel nach altem Vorbild, aber auch Besonderheiten wie einen Türsturz aus Straßenbahnschienen und den erhaltenswerten Bodenbelag aus Solnhofer Plattenkalk. Architekt Kaffenberger nennt die Walkmühle einen „qualitätvollen Ort mit wechselhafter Geschichte“, die sich auch nach der Sanierung abbilden soll. „Jede Zeit hat hier ihre Spuren hinterlassen“, sagt Kaffenberger. Er empfände sein Ziel als verfehlt, wenn es nach der Sanierung heißen würde, die Walkmühle sei „in neuem Glanz erstanden“. Das spiegele nicht den Charakter des Ensembles.