Pressebericht zur Baufortschritt in der Walkmühle
Wiesbadener Kurier vom 09.03.2018. Von Cornelia Diergardt.

»Weinhandel "Vinotto" eröffnet Mitte April in der Walkmühle in Wiesbaden«

Seit Jahren schon wird die Walkmühle in Wiesbaden saniert. Jetzt ist ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble soll 2019 fertig sein.

WIESBADEN - Die Tinte unter dem Mietvertrag mit der WIM (Wiesbaden Immobilienmanagement GmbH) ist trocken. Mitte April eröffnet das Ehepaar Andrea und Otto Schmidt den Weinhandel „Vinotto“ in der Walkmühle. Otto Schmidt ist sichtlich erleichtert, seinen in der Wiesbadener Gastronomie-Szene beliebten und fest verankerten Betrieb fortführen zu können. Schließlich blieben die Schotten von „Vinotto“ wegen der umfangreichen Instandsetzung des Industriedenkmals in Nähe der Albrecht-Dürer-Anlagen seit August 2016 dicht.
Grau-blauer Industrie-Estrich, Fußbodenheizung, eine leistungsstarke Lüftungsanlage mit integrierten LED-Strahlern, ein sandgestrahltes Gewölbe: Vieles ist schon tipptopp saniert in den urigen Räumen im Malzhaus. Jedoch nicht alles. Mit einer professionellen Küche und einem neuen Sanitärbereich wird „Vinotto“ laut WIM ab Herbst ausgestattet sein. Zuvor wird eine „provisorische Terrasse“ errichtet und der verschlammte Weg sich „hoffentlich so schnell wie möglich“ in eine betonierte Zufahrt verwandeln.
Seitdem die Künstler Erdmann, Winckelmann und Edgar Diehl die halb verfallene Walkmühle vor 15 Jahren einfach zum Ort der Kunst erklärten und das Gemäuer für ihre Ateliers und die Ausstellungen nutzbar machen, wurde dort Werke von 1300 Künstlern präsentiert, darunter von Picasso, sagt Winckelmann stolz. Ist die Walkmühle fertig, möchte der Verein das Kulturprogramm ausbauen.
Die Walkmühle ist als Nukleus für Kreative und Künstler geplant. In dem Bereich, den der Verein verwaltet, sollen zwölf Künstler in Einzelateliers und Open Spaces arbeiten. Die Bewerbungen dafür laufen. Über 70 Personen hätten bereits Interesse bekundet, sagt Winckelmann. Eine siebenköpfige Jury wird die Auswahl treffen, Engagement im Kulturverein ist ein Pluspunkt für die Vergabe. Der unter der Leitung der WIM stehende Teil des Ensembles soll gewerblich vermietet werden - an Unternehmen aus der Kreativbranche.

„Dann bieten wir halt ein kleines Programm an“.

Mit den Bauarbeiten im laufenden Betrieb hat sich der Künstlerverein Walkmühle bereits seit vier Jahren arrangiert. „Eine ständige Herausforderung“, meint Wulf Winckelmann, der gemeinsam mit Christiane Erdmann und Edgar Diehl das Kulturprogramm am Bornhofenweg verantwortet. In diesem Jahr stehen die Arbeiten in der schmalen „Kathedrale“ des Brauhauses an.
Im Jahr 2019 muss der Kunstverein darüber hinaus auf die Ausstellungsflächen in der großen Halle des Brauhauses und im Kühlschiff verzichten. Christiane Erdmann: „Dann bieten wir halt ein kleineres Programm an.“ Hätte der Verein die Ausstellungen während der Sanierung ausgesetzt, würde er, so sind sich Erdmann und Winckelmann sicher, nicht mehr existieren.


Mehr als 80 Künstler interessieren sich für Ateliers.

Rege ist dagegen das Interesse an den 60 bis 180 Quadratmeter großen Ateliers in dem Ensemble, das über Ausstellungsflächen von insgesamt 600 Quadratmeter verfügt. Über 80 Künstler haben bislang Interesse bekundet, berichtet Winckelmann. Die meisten Kunstschaffenden wünschen sich jedoch kleinere Räume um die 25 bis 30 Quadratmeter, wie die Reaktionen auf den Newsletter für Atelierinteressierte zeigen. Die Bewerbungsfrist für die Ateliers und Open Spaces wird dann bekannt gegeben, wenn der Abschluss der Sanierung absehbar ist. Über die Vergabe der Räume entscheidet eine Jury, der drei Vertreter des Künstlervereins Walkmühle, ein Mitarbeiter des städtischen Kulturamtes sowie drei externe Fachleute angehören.
Mit dem Abschluss der Instandsetzung im Jahr 2020 rechnet WIM-Geschäftsführer Hermann Kremer und bekräftigt, dass die „Arbeiten sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan liegen“. Und Jörg-Uwe Funk, kommissarischer Leiter des städtischen Kulturamts, ist sich sicher: „Das Zentrum wird ein Hotspot der Kunst in Wiesbaden“.